Monatssternenhimmel

Die Finsternisse des geheimnisvollen Gorgonensterns 

Der Sternenhimmel im Dezember/Am 21. ist Winteranfang und Sonnenwende/Die Geminiden liefern besonders viele Sternschnuppen

Nach ihrem sechsmonatigen Abstieg im Tierkreis erreicht die Sonne nun am 21. Dezember im Sternbild des Schützen den tiefsten Punkt ihrer Jahresbahn: es ist Winteranfang und Sonnenwende. An diesem kürzesten Tag des Jahres kommt die Sonne bei uns morgens erst gegen 8.30 Uhr im Südosten über den Horizont und geht nach einem kurzen, flachen Bogen über den Taghimmel bereits bald nach 16 Uhr wieder unter.

Der Mond beginnt den Dezember in zunehmender Phase. Dabei zieht er in den Morgenstunden des 4. über den Sternhaufen der Plejaden hinweg, ein Ereignis, das allerdings wegen des grellen Mondlichts – am folgenden Tag ist bereits Vollmond –  nur mit optischen Hilfsmitteln zu beobachten sein wird. Auf seinem weiteren Weg begegnet der inzwischen wieder abnehmende Mond in der Nacht 7./8. dem hellen Jupiter, und auch die Zwillingssterne Kastor und Pollux sind dann nicht weit entfernt. Nach dem Letzten Viertel am 11. ist der Mond nur noch am Morgenhimmel zu sehen. Dort kann man am Morgen des 17. gegen 7.30 Uhr links neben dem Mond auch den Planeten Merkur erspähen, der sich in den ersten drei Dezemberwochen in der Morgendämmerung zeigt.  Bald nach Neumond am 20. erscheint der junge Mond wieder am Abendhimmel, wo er am 2. Weihnachtstag neben dem Ringplaneten Saturn zu sehen ist. Am 27. erreicht unser Trabant schließlich das Erste Viertel im Sternbild der Fische. 

Wer an Dezemberabenden gegen 22 Uhr nach den Sternbildern Ausschau hält, findet den Großen Wagen am Nordhimmel, wo er grade seine niedrigste Stellung hinter sich gelassen hat. Anders als der Große Wagen, der das ganze Jahr über am Himmel zu finden ist, ist der kaum weniger bekannte Orion ein typisches Wintersternbild und jetzt im Südosten zu sehen.  Sieben hell funkelnde Sterne zeichnen die Umrisse der Orionfigur nach: die drei Gürtelsterne, zwei Schultersterne (Beteigeuze und Bellatrix) und zwei Fußsterne (Saiph und Rigel). In diesem Winter werden die Orionsterne an Helligkeit allerdings noch bei weitem vom Planetenriesen Jupiter übertroffen, der links vom Orion, unterhalb der Zwillingssterne Kastor und Pollux, als hellstes Gestirn des gesamten Himmels die Blicke auf sich zieht.

Senkrecht über dem Orion zeigt sich das Sternbild Stier mit seinem rötlichen Hauptstern Aldebaran, dem „Roten Auge“ des Stiers. Und oberhalb von Aldebaran erkennt man den kleinen, aber hübschen Sternhaufen der Plejaden, die auch „Siebengestirn“ genannt werden und deren hellste Sterne in ihrer Anordnung an eine Miniaturausgabe vom Großen Wagen erinnern.

Über dem Stier steht das Sternbild des Perseus hoch am Himmel. Im Vormonat hatten wir an dieser Stelle schon von der antiken Perseussage berichtet. Demnach gelang es Perseus, der Medusa, einer der schrecklichen Gorgonen, das Haupt abzuschlagen. Und es gibt einen Stern im Sternbild Perseus, der dieses Medusenhaupt auf vielen alten Sternkarten mit ihren figürlichen Darstellungen symbolisiert: Das ist Algol, der „Kopf des Dämons“, was der aus dem Arabischen stammende Name etwa bedeutet. Bei Claudius Ptolemäus, dem berühmten griechischen Astronomen des 2. Jahrhunderts, trägt Algol den lateinischen Namen Gorgonea Prima (erste der Gorgonen). Dass es mit diesem Stern eine besondere Bewandnis hat, ist vermutlich bereits den frühen arabischen und ägyptischen Sternkundigen aufgefallen. Im Rhythmus von knapp drei Tagen sinkt nämlich Algols normale Helligkeit für einige Stunden deutlich ab.

Heute kennen wir die Ursache dieses Lichtwechsels:  Algol ist in Wirklichkeit kein einzelner Stern, sondern hier kreisen zwei Sterne mit einer Periode von 2,9 Tagen eng umeinander. Das Algolsystem besitzt zwar noch einen weiteren, dritten Partner, der aber in diesem Zusamenhang keine Rolle spielt. Das Licht, das man am Himmel als Algol sieht, stammt von dem heißen, hell leuchtenden Hauptstern. Sein enger Begleiter ist zwar etwas größer, aber viel kühler als der Hauptstern und leuchtet deshalb auch wesentlich schwächer. Und immer, wenn dieser dunklere Begleiter vor dem Hauptstern vorbeizieht und einen Teil davon bedeckt, erreicht uns weniger Licht – es kommt also zu einer Art Sternfinsternis. Sie dauert mit Abstieg und Wiederanstieg der Helligkeit jeweils rund 10 Stunden. Damit ist Algol der Prototyp der sogenannten Bedeckungsveränderlichen Sterne, von denen inzwischen viele weitere, aber meist schwächere Sterne gefunden wurden.

Der Helligkeitswechsel von Algol ist so deutlich, dass er schon mit bloßen Augen gut zu beobachten ist. Auf unserer Karte ist zu sehen, dass sich die Umrisslinie des Sternbilds Perseus an einem bestimmten Stern verzweigt. Dies ist Mirfak, der Hauptstern des Perseus. Bei ihm geht nach rechts eine kurze Linie ab, die bei Algol endet. Wer selbst einmal eine Verfinsterung von Algol miterleben will, braucht einen anderen Stern zum Vergleich, der seine Helligkeit nicht ändert. Hierzu kann Mirfak dienen. Solange Algol in normaler Helligkeit leuchtet, ist er kaum schwächer als Mirfak. Bei einer Verfinsterung sinkt Algols Helligkeit dann aber deutlich ab. Weil der Abstieg und auch der Wiederanstieg der Helligkeit sich jeweils über 5 Stunden hinziehen, sollte man während einer Verfinsterung am besten wiederholt nach Algol schauen, vielleicht jede Stunde. Und man muss natürlich die Finsterniszeiten kennen. Zum Beispiel tritt am Abend des 3. Dezember um 20 Uhr die Mitte einer Finsternis ein, so dass man in den folgenden 5 Stunden gut den Wiederanstieg verfolgen kann. Am späten Abend des 20. lässt sich dagegen die Abnahme von Algols Helligkeit beobachten, das Minimum wird kurz nach Mitternacht erreicht. Alle Finsterniszeiten von Algol findet man im Internet (googeln!).

Sternschnuppenfreunden bietet der Dezember mit den Geminiden den wohl stärksten Meteorstrom des Jahres. Sie erscheinen sogar häufiger als die bekannteren Perseiden vom August. Die meisten Sternschnuppen werden in der Nacht vom 13. zum 14. erwartet. Wie der Name schon sagt, liegt der Austrahlungspunkt der Geminiden im Sternbild der Zwillinge (lateinisch: Gemini) und steht deshalb die ganze Nacht über am Himmel.         

Der Sternenhimmel über Hannover um 22.00 MEZ am 15.12.25