Der junge Mond schiebt sich vor das Siebengestirn
Der Sternenhimmel im April/Warum Ostern diesmal so spät liegt/Ein hübsches Gestirnsquartett aus Mond, Mars und den Zwillingssternen
Zum Frühlingsanfang im März hatte unsere Sonne den Himmelsäquator überschritten und steigt nun im April rasch im Tierkreis höher. Sie wandert dabei zunächst noch durch das Sternbild der Fische und wechselt dann am 18. April in das nächste Tierkreissternbild, den Widder. Der Bogen, den die Sonne über den Taghimmel beschreibt, wird im Monatsverlauf immer höher und länger, und so muss man abends zunehmend länger warten, ehe sich eine Betrachtung des Sternenhimmels lohnt. Anfang April ist dies ab 22 Uhr der Fall, aber zum Monatsende müssen Sternfreunde schon bis gegen 23.30 Uhr warten, ehe es am Himmel astronomisch dunkel geworden ist.
Der Mond steht uns viel näher als unser Tagesgestirn, die Sonne. Er ist mit seiner Entfernung von durchschnittlich 384400 Kilometern von allen natürlichen Himmelskörpern der nächste. Die Sonne, der nächste echte Stern, ist schon rund 400mal so weit von uns entfernt wie der Mond. Und von den Sternen des nächtlichen Sternenhimmels hat der nächste, genauer das Alpha Centauri System, eine Entfernung, die schon 130 Millionen Mal so groß ist wie die Entfernung des Mondes. Danach ist klar, dass sich der Mond bei seiner monatlichen Wanderung durch den Tierkreis zwar gelegentlich auch einmal vor einen dieser anderen Himmelkörper schieben kann, ihn also bedeckt, dass es dabei aber aufgrund der völlig unterschiedlichen Entfernungen niemals zu einer „Kollision“ kommen kann.
Der bei weitem populärste Fall solcher Bedeckungen ist natürlich eine Sonnenfinsternis, wie sie auch gerade jetzt wieder am 29. März eingetreten ist. Viel häufiger sind aber die Bedeckungen von (meist allerdings lichtschwachen) Fixsternen durch den Mond. Und am Abend des 1. April ergibt sich bei klarem Himmel die Möglichkeit, sogar mehrere Sternbedeckung zu beobachten. Der Mond schiebt sich nämlich nacheinander vor einige Sterne der Plejaden, dieses kleinen, aber hübschen und vielen Sternfreunden bekannten „Siebengestirns“ im Sternbild Stier. Gegen 22 Uhr, wenn es am Abend des 1. am Himmel dunkel geworden ist, zeigt sich am Westhimmel schon die schöne, schmale Sichel des jungen Mondes, und dicht darüber erkennt man die Sternchen der Plejaden. Die noch unbeleuchteten Teile der Mondscheibe reichen dann allerdings schon dichter an die ersten Plejadensterne heran, und um 22.52 Uhr ist es dann soweit: Der erste Plejadenstern, die Elektra, verlöscht schlagartig hinter dem dunklen Mondrand. Um 23.20 Uhr wird dann der nächste hellere Plejadenstern, die Merope, bedeckt. Elektra ist zu dieser Zeit noch hinter dem Mond, sie taucht erst um 23.38 Uhr am hellen Rand der Sichel wieder auf. Bald danach, um 23.45 Uhr, „erwischt“ es auch Alcyone, und dieser hellste Plejadenstern verschwindet ebenfalls hinter dem dunklen Mondrand. Wenn Alcyone nach Mitternacht (um 0.24 Uhr) schließlich an der hellen Sichelseite wieder auftaucht, steht der Mond allerdings schon sehr dicht am Horizont, er geht gegen 1 Uhr unter. Am eindrucksvollsten ist diese Plejadenbedeckung zu verfolgen, wenn man ein handelsübliches Fernglas zur Hand nimmt. Damit bieten nicht nur die bläulich strahlenden Plejadensterne einen hübschen Anblick, sondern es lässt sich auch das matt schimmernde Erdlicht auf dem dunklen Teil der Mondscheibe erkennen.
Am 2. April, dem Abend nach der Plejadenbedeckung, ist der Mond schon wieder vom Siebengestirn abgerückt und zeigt sich nun neben dem hell leuchtenden Jupiter. Ein besonders netter Himmelsanblick ergibt sich in der Nacht vom 5. zum 6. April, wenn der zunehmende Halbmond, der Rote Planet Mars und die beiden Zwillingssterne Kastor und Pollux ein enges Gestirns-Quartett bilden. Dabei steht Mars dicht unter dem Mond, während die beiden Zwillingssterne Kastor und Pollux oberhalb vom Mond zu erkennen sind.
Am 13. wird der Vollmond im Sternbild der Jungfrau erreicht. Dies ist der erste Vollmond im Frühling, und dieser relativ späte Vollmondtermin hat zur Folge, dass auch der Ostersonntag in diesem Jahr erst recht spät liegt, nämlich am 20. April. Der spätestmögliche Ostertermin ist übrigens der 25. April, der aber nur extrem selten vorkommt – das nächste mal erst im Jahr 2038! Grundsätzlich sieht die kirchliche Feiertagsrechnung vor, dass Ostern am ersten Sonntag gefeiert werden soll, der auf den ersten Frühlingsvollmond folgt, und das ist in diesem Jahr also Sonntag, der 20. April. In die Osterrechnung gehen aber verschiedene Vereinfachungen ein, zum Beispiel beim Mondlauf, den man zu früheren Zeiten ja noch gar nicht genau genug vorausberechnen konnte. Dies und weitere Zusatzregeln findet man auf einschlägigen Seiten im Internet. Unter anderem hat auch der berühmte Mathematiker Carl Friedrich Gauß ein System von Formeln angegeben, mit denen sich jeder die Ostertermine selbst berechnen kann.
Bald nach dem Vollmond zieht sich der abnehmende Mond dann an den Morgenhimmel zurück und erreicht am 21. im Steinbock das Letzte Viertel. In der Morgendämmerung des 25., kurz nach 5 Uhr, zeigt sich der Mond dicht über dem Osthorizont unter der Venus, dem Morgenstern. Seine Sichel ist dann schon sehr schmal, denn zwei Tage später tritt der Neumond ein. Aber bereits am Abend des 28. lässt sich die junge Mondsichel für kurze Zeit wieder am Abendhimmel sehen und begegnet am 30. zum zweiten Mal in diesem Monat dem Planetenriesen Jupiter.
Gegen 23 Uhr sind einige Wintersternbilder im Westen schon untergegangen, zu sehen sind dort aber noch als Nachzügler der Fuhrmann und die Zwillinge. Die hellen Planeten Jupiter und Mars sorgen in dieser Himmelsgegend für zusätzliche Glanzlichter. Hoch im Süden steht jetzt das von den Konturen her wohl einprägsamste Frühlingssternbild, der Löwe mit seinem Hauptstern Regulus. Nach Südosten hin folgt das eher unübersichtliche Sternbild der Jungfrau mit ihrem bläulich-weißen Hauptstern Spica. Und den Großen Wagen findet man jetzt hoch am Osthimmel. Die Wagendeichsel weist dabei senkrecht nach unten und zeigt auf den hellen Stern Arktur im Bärenhüter hin.
