Schimmernde Milchstraßenwolken durchziehen das Sommerdreieck
Herbstanfang am 23./Wieder ein großer Vollmond/Komet Nishimura könnte sichtbar werden/Jupiter beherrscht den Nachthimmel/Der Überriese Deneb im Schwan
Im September setzt die Sonne ihren Abstieg im Tierkreis fort. Sie wandert dabei anfangs durch den Löwen und wechselt am 17. in das Sternbild Jungfrau. Hier überquert sie am 23. den Himmelsäquator von Nord nach Süd und markiert damit den astronomischen Herbstbeginn.
Der Mond zeigt sich in den ersten Septembertagen in abnehmender Phase am Abendhimmel. Dabei steht er in der Nacht vom 4. auf den 5. dicht neben dem hellen Jupiter am Himmel und ist in den Morgenstunden des 6. als abnehmender Halbmond dicht beim Sternhaufen der Plejaden zu sehen. In der Folgezeit zieht sich der Mond dann an den Morgenhimmel zurück, wo sich am 12. gegen 5 Uhr tief im Osten ein hübscher Anblick bietet, wenn die schmal gewordene Mondsichel neben der Venus steht, die den ganzen September über strahlender Morgenstern ist. Einige Tage nach dem Neumond am 15. erscheint der zunehmende Mond dann wieder am Abendhimmel und erreicht am 22. tief im Schützen das Erste Viertel. In der Nacht 26./27. begegnet der Mond dem Ringplaneten Saturn und steht am 29. wie schon im Vormonat als recht großer Vollmond am Himmel.
Für Kometenfreunde bietet sich im September eventuell die Chance, den erst am 11. August von einem japanischen Astroamateur entdeckten Kometen C/2023 P1 Nishimura zu beobachten. Die Bahnberechnung ergab, dass er am 18. September den sonnennächsten Punkt seiner parabelähnlichen Umlaufbahn durchlaufen wird und sich dabei noch innerhalb der Merkurbahn, also sehr sonnennah, aufhält. Bis dahin sollte seine Helligkeit rasch ansteigen. Ob er dann allerdings mit bloßen Augen zu sehen sein wird, ist zur Zeit noch völlig unklar, zumal der Komet in der großen Sonnenhitze durchaus auch vorher zerbrechen könnte. Die Sichtbedingungen sind auch nicht ganz einfach: Es gibt nur ein kurzes Sichtfenster vom 12. bis 17. September in der Abenddämmerung. Wer dann nach dem Kometen Ausschau halten möchte, sollte gegen 20.30 Uhr sehr niedrig über dem Westhorizont nach dem Kometen suchen, etwa dort, wo zuvor die Sonne untergegangen ist.
Unsere Karte zeigt den Anblick des Sternenhimmels gegen 23 Uhr. Dann findet man die bekannten sieben hellen Sterne des Großen Wagens am Nordhimmel, wo er sich seiner tiefsten Stellung am Himmel nähert. Am Südhimmel steht der Ringplaneten Saturn als recht helles Gestirn auf mäßiger Höhe im Sternbild Wassermann. Und im Osten, unweit der Sterngruppe der Plejaden, leuchtet als hellstes Gestirn des gesamten Nachthimmels der Planetenriese Jupiter. Hoch im Südwesten ist jetzt das Sommerdreieck zu finden. Sein niedrigster Eckpunkt ist der halbhoch am Himmel stehende Atair im Adler. Für die beiden anderen Sterne des Sommerdreiecks, die strahlend weiße Wega in der Leier und Deneb, den Hauptstern des Schwans, muss man fast senkrecht nach oben schauen, in die Zenitgegend.
Wer sich auf unserer Karte das Sternbild Schwan anschaut, wird in den Umrissen mit etwas Phantasie durchaus einen nach unten Richtung Horizont fliegenden Schwan sehen können. Dabei ist Deneb an der Schwanzspitze zu denken, während der Schwanenkopf durch den mittelhellen Stern Albireo markiert wird. Während Wega und Atair mit Entfernungen von 25 beziehungsweise 17 Lichtjahren zu den Nachbarsternen der Sonne gehören, leuchtet Deneb aus etwa 1400 Lichtjahren Entfernung zu uns herüber und ist damit unter allen hellen Sternen des Himmels der am weitesten entfernte. Dass er uns trotzdem nur wenig schwächer als Wega und Atair erscheint, zeigt schon, dass es sich hier um einen wahren Leuchtkraftriesen handeln muss. Astronomen klassifizieren Deneb denn auch als einen „Überriesen“, der etwa die 200000-fache Leuchtkraft und den hundertfachen Durchmesser unserer Sonne besitzt.
Auch der Kopfstern des Schwans, Albireo, ist interessant. Erfahrene Sternfreunde kennen ihn als einen der schönsten Doppelsterne des gesamten Sternenhimmels. Für das bloße Auge erscheint Albireo zwar als ein einzelner Punkt, aber selbst das kleinste Amateurfernrohr löst ihn in zwei dicht beieinander stehende Sternpünktchen auf, die einen wunderschönen Farbkontrast von orange und hellblau zeigen. Ob diese beiden Komponenten aber im Raum wirklich umeinander kreisen, ist eher unwahrscheinlich, weil ihr räumlicher Abstand dafür wohl zu groß ist. Die hellere Komponente (Albireo A genannt) besteht sogar nochmals aus drei einzelnen Sternen, die einander auf sehr engen Bahnen umkreisen, aber mit Amateurmitteln nicht zu trennen sind.
Septemberabende sind auch die beste Zeit, um die matt schimmernden Sternwolken der Sommermilchstraße zu beobachten. Allerdings kommt diese hübsche Erscheinung nur unter einem dunklen Himmel zur Geltung, wie er sich in ländlichen Gegenden und besser noch im Gebirge oder an der Küste bietet. Dieser sommerliche Teil der Milchstraße zieht durch das Sternbild Schwan und verläuft dann weiter zwischen Wega und Atair hindurch bis zum Horizont im Südwesten. Verständlicherweise verbinden sich mit dieser faszinierenden Himmelserscheinung auch viele Mythen. So kennt man in China und Japan die Liebesgeschichte von der Prinzessin Orihime (am Himmel durch Wega dargestellt) und dem Hirten Kengyuh (verkörpert durch Atair). Orihime lebte einst im Palast ihres gestrengen Vaters, des Himmelsgottes, am westlichen Ufer der großen Flusses der Milchstraße, und musste dort aus Seide wertvolle Kleidung weben. Ihr Geliebter Kengyuh lebte dagegen am anderen, östlichen Ufer. Der Vater hatte aber schließlich ein Einsehen und erlaubte seiner Tochter, über den Fluß zu Kengyuh zu ziehen und ihn zu heiraten. Als Orihime dort allerdings gegen den Willen ihres Vaters das Weben völlig aufgab, ließ er sie mit Gewalt in seinen Palast zurückbringen. Fortan durfte sie ihren Gemahl nur noch an einem einzigen Tag im Jahr, am 7. Juli, besuchen. Dann bildeten Vögel mit ihren Schwingen eine Brücke über die Milchstraße, auf der sie zu Kengyuh gelangen konnte. Die Trennung verlief jedesmal schmerzlich, und ihre auf die Erde niederfallenden Tränen erleben die Menschen als die jeweils im Juli einsetzende Regenperiode.
