Spektakuläres Treffen von Venus und Jupiter
Der Sternenhimmel im März/Frühlingsanfang und Zeitumstellung/Mond bei den Plejaden/ Szene wie auf der Himmelsscheibe von Nebra
Am 20. März endet das Winterhalbjahr und der kalendarische Frühling beginnt. Astronomische Jahrbücher geben sogar eine genaue Uhrzeit dafür an, 22.24 Uhr. Der Frühling beginnt für die Nordhalbkugel der Erde nämlich astronomisch gesehen in den Moment, wenn unsere Sonne auf ihrem Weg durch den Tierkreis den Himmelsäquator von Süd nach Nord überquert, und das lässt sich minutengenau vorausberechnen. Dieser Schnittpunkt des Tierkreises mit dem Himmeläquator wird „Frühlingspunkt“ genannt und liegt im Sternbild der Fische.
An diesem Tag strahlt die Sonne für Bewohner am Erdäquator mittags genau senkrecht vom Himmel herab. Und wenn man unseren Planeten bei Frühlingsanfang vom Weltraum aus betrachten könnte, so würde man sehen, dass der sogenannte Terminator der Erdkugel, also die Grenze zwischen der von der Sonne beleuchteten und der unbeleuchteten Hälfte, genau durch die beiden Pole verläuft. Am Nordpol endet dann die Polarnacht, während sie am Südpol erst beginnt. Volkstümlich spricht man vom Frühlingsanfang (ebenso wie auch beim Herbstanfang) als der Tag- und Nachtgleiche, weil die Sonne dann mit jeweils rund 12 Stunden ebenso lange über wie unter dem Horizont verbringt. So ganz genau stimmt das allerdings nicht, denn der Tag ist am 20. März schon gut zwanzig Minuten länger als die Nacht. Durch die Lichtbrechung in der Erdatmosphäre scheint die horizontnahe Sonne nämlich etwas höher am Himmel zu stehen, als sie tatsächlich (ohne Ablenkung der Lichtstrahlen in der Lufthülle) ist. Dadurch bleibt sie für uns etwas länger sichtbar, als das rein geometrisch zu erwarten wäre.
Im Gegensatz zum Frühlingsanfang hat die nun wieder bevorstehende Umstellung unserer Uhren auf Sommerzeit keinen astronomischen Hintergrund. In diesem Jahr findet die Umstellung am Sonntag, dem 26. März, statt. Dann werden die Uhren um 2 Uhr (Normalzeit) auf 3 Uhr (Sommerzeit) vorgestellt. Als Folge dieser willkürlichen Zeitverschiebung scheinen nach der Umstellung alle Naturvorgänge plötzlich um eine Stunde später zu erfolgen: Morgens wird es um eine Stunde später hell, mittags erreicht die Sonne erst nach 13 Uhr ihren Höchststand und abends tritt die Dämmerung auch erst entsprechend später ein. Im Vorfeld versuchen viele Menschen sich jedesmal zu erinnern, ob die Uhren nun um eine Stunde vor- oder zurückgestellt werden, zumal es ja im Herbst genau anders herum ist. Zum Glück findet man dazu im Internet aber mehr oder weniger gelungene Merksprüche. Beliebt ist der Gartenmöbel-Vergleich: Im Frühjahr stellt man die Gartenmöbel vor die Tür, im Herbst stellt man sie wieder zurück. Und wer weiß, dass Frühling im Englischen auch „spring“ und Herbst „fall“ bedeutet, kann den nützlichen Spruch „spring forward, fall back“ verwenden.
Der Mond zeigt sich zu Beginn des Monats in zunehmender Phase am Abendhimmel und steht am 7. als Vollmond die ganze Nacht über am Himmel. Die Aufgänge unseres Trabanten verspäten sich an den folgenden Tagen aber zusehends, und ab dem 12. ist der Mond nur noch am Morgenhimmel zu sehen, wo er am 15. im Schlangenträger das Letzte Viertel erreicht. An diesem Morgen kann man den abnehmenden Halbmond bei Sonnenaufgang noch tief im Süden finden. Nach dem Neumond, am 21. im Sternbild der Fische, kann man die haarfeine junge Mondsichel bereits am 22. wieder kurz in der Abenddämmerung tief im Westen erspähen. Sie steht an diesem Abend unterhalb von Jupiter und sinkt bereits um 19.45 Uhr unter den Horizont. Zwei Abende später, am 24., ergibt sich ein besonders hübscher Himmelsanblick, wenn die Mondsichel beim hell leuchtenden Abendstern Venus steht.
Bis zum nächsten Abend (25.) ist der Mond ein Stück weitergewandert und steht nun dicht bei der engen Sterngruppe der Plejaden, auch „Siebengestirn“ genannt. Wer sich diese Szenerie am Himmel anschaut, wird vielleicht an die berühmte Himmelsscheibe von Nebra erinnert. Diese etwa 3600 Jahre alte, 32 Zentimeter große Bronzescheibe wurde im Sommer 1999 auf dem Mittelberg bei Nebra von Raubgräbern entdeckt und gelangte erst drei Jahre später auf abenteuerlichem Weg in den Besitz des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle (Sachsen-Anhalt), wo sie heute in einer Dauerausstellung zu besichtigen ist. Sie stellt die wohl älteste konkrete Himmelsansicht dar, die bislang bekannt ist. Unter anderem zeigt sie als Gold-Applikationen eine Mondsichel neben einer engen Sterngruppe aus sieben Sternen, die wohl die Plejaden darstellen soll – ähnlich, wie das jetzt am 25. am realen Himmel zu sehen ist. Da eine solche abendliche Konstellation nur im März auftreten kann, wird vermutet, dass die Himmelsscheibe damals auch für die Einteilung des bäuerlichen Jahres mit dem Beginn der Ackerarbeiten im März verwendet wurde.
Nach seiner Begegnung mit den Plejaden gesellt sich der Mond am Abend des 28., einen Tag vor dem Ersten Viertel, zum „Roten Planeten“ Mars. Eine Begegnung anderer Art ist in diesem Monat jedoch weitaus spektakulärer. Wer am Abend des 1. oder auch 2. März, am besten zwischen 19 und 20 Uhr, Ausschau zum Westhimmel hält, wird dort zwei imposant leuchtende Gestirne dicht nebeneinander sehen: das sind Venus und Jupiter, die dort ein auffälliges Doppelgestirn bilden. Solche engen Konjunktionen der beiden hellsten Planeten führen regelmäßig zu aufgeregten Anrufen bei Polizei und Feuerwehr, und es wurde sogar von einer Polizistin berichtet, die sich in ihre Wache flüchtete, weil sie sich von einem angeblichen UFO verfolgt fühlte. Während sich Venus im März zum strahlenden Abendstern entwickelt, geht die Sichtbarkeit Jupiters dem Ende zu.
Gegen 22 Uhr lassen sich am Südwesthimmel noch alle Wintersternbilder rings um den Orion bewundern, bevor sie dann im April langsam in den Strahlenbereich der näherrückenden Sonne geraten. Passend zur Jahreszeit zeigt sich der Löwe, das wohl einprägsamste Frühlingssternbild, bereits hoch im Südosten. Noch höher am Himmel steht der Große Wagen im Nordosten, dessen Deichsel jetzt senkrecht nach unten zum Horizont weist.
