Monatssternenhimmel

Ein schönes Trio aus Mondsichel, Jupiter und Komet

Der Sternenhimmel im April/Die Sonne gewinnt jetzt schnell an Höhe/Ein planetenarmer Monat/Der Große Wagen ist im Zenit zu finden

Wenn der April beginnt, liegt der Frühlingsanfang erst wenige Tage zurück, und so hält sich die Sonne noch im Sternbild der Fische unweit des Frühlingspunktes auf. Erst am 18. erreicht sie das nächste Tierkreissternbild, den Widder. In diesem Abschnitt steigt der Tierkreis stark an, und daher gewinnt unser Tagesgestirn jetzt schnell an Höhe. Die Tageslänge nimmt kräftig zu, und so bleibt die Sonne am Monatsende bereits fast zwei Stunden länger am Himmel als noch Anfang April. Für Sternfreunde bedeutet das allerdings, dass sie abends nun immer länger warten müssen, ehe es am Himmel völlig dunkel geworden ist. Die astronomische Dunkelheit beginnt zu Anfang des Monats gegen 22 Uhr, Ende April aber erst um 23.30 Uhr.

Der Mond zeigt sich in den ersten Apriltagen in abnehmender Phase am Morgenhimmel. Am 2. tritt das Letzte Viertel im Sternbild des Schützen ein, und wenn an diesem Morgen die Sonne aufgeht, ist der Halbmond am hellen Himmel tief im Süden zu sehen. Für Neumond, am 8. April, verzeichnen die astronomischen Jahrbücher eine totale Sonnenfinsternis. Leider entgeht uns in Europa dieses faszinierende Himmelsereignis. Der Kernschatten des Mondes, innerhalb dessen man ja nur die totale Verfinsterung erleben kann, zieht dabei nämlich vom Pazifik über Mexiko und den Süden und Osten der Vereinigten Staaten bis in den Atlantik. Im Gegensatz zu Mondfinsternissen, die immer zu sehen sind, sofern der Mond überhaupt über dem Horizont steht, lassen sich totale Verfinsterungen der Sonne jeweils nur in einem sehr schmalen Streifen der Erdoberfläche beobachten. Daher sind totale Sonnenfinsternisse für ein festes Gebiet der Erde sehr seltene Ereignisse. So lässt sich zum Beispiel in Deutschland erst im Jahr 2081wieder eine totale Sonnenfinsternis erleben. Die nächste, wenn auch nur partielle (teilweise) Sonnenfinsternis, die sich auch in Deutschland beobachten lässt, gibt es im März des nächsten Jahres.

Bald nach Neumond erscheint der junge zunehmende Mond dann wieder am Westhimmel in der Abenddämmerung. Dabei kommt es am 10. April zu einem hübschen Himmelsanblick, wenn die Mondsichel rechts neben dem hell leuchtenden Planeten Jupiter steht. Der Riesenplanet verabschiedet sich im weiteren Monatsverlauf aber vom Abendhimmel und ist im übrigen der einzige unter den hellen Planeten, der im April sichtbar ist.

An diesem Abend (dem 10.) sollte man nahe dem Paar Mond-Jupiter, schräg rechts unterhalb von Jupiter, nach einem weiteren und seltenen Besucher Ausschau halten, dem Kometen 12P/Pons-Brooks. Die beste Zeit, nach diesem schönen Gestirnstrio aus Mond, Jupiter und Komet zu sehen, ist zwischen 21.30 Uhr und 22 Uhr. Die drei Gestirne stehen dann niedrig (nur eine Faustbreit hoch) über dem Westhorizont.

Der Komet wurde im Jahr 1812 von Jean Louis Pons in Marseille entdeckt und 1883 von William Brooks zufällig wiedergefunden. Das „P“ zeigt an, dass es sich um einen Kometen handelt, der regelmäßig (periodisch) aus den Tiefen des Planetensystems in die Nähe der Sonne und damit auch der Erde zurückkehrt, so dass er dann am irdischen Himmel zu beobachten ist. Er hat eine Umlaufszeit von rund 70 Jahren und durchläuft den sonnennächsten Punkt seiner langgestreckten Umlaufbahn am 21. April, etwa auf Höhe der Venusbahn. Entgegen mancher Meldungen bleibt der Komet dabei allerdings der Erde ziemlich fern, sein Abstand ist stets größer als die Entfernung der Sonne zu uns.

In den letzten Monaten ließ sich der Komet bereits gut im Fernglas am Abendhimmel beobachten und zeigte besonders auf Fotos einen schönen blauen Gasschweif. Anfang April kann man gegen 21.30 Uhr tief im Westen nach ihm Ausschau halten, wenn er sich nahe bei Hamal, dem Hauptstern des Widders, aufhält. Am 10. steht er wie erwähnt in der Nähe von Mond und Jupiter, bald danach endet dann allerdings seine Sichtbarkeitsperiode und der Komet zieht weiter zu den Sternbildern des Südens. Wer nach dem Kometen sehen möchte, sollte aber keinen imposanten Schweifkometen erwarten. Wahrscheinlich wird er bei klarer Horizontsicht soeben mit bloßen Augen als mattes Fleckchen erkennbar sein. Auf jeden Fall dürfte er aber im Fernglas einen schönen Anblick bieten.

Am Abend des 11. kommt es zu einem weiteren hübschen Himmelsanblick, wenn die Sichel des Mondes dicht neben dem bekannten Sternhaufen der Plejaden steht. Eine ähnliche Szenerie könnte auf der berühmten, rund viertausend Jahre alten Himmelsscheibe von Nebra dargestellt sein, die man im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle an der Saale bewundern kann. Sie zeigt offenbar eine Mondsichel neben einer Gruppe von sieben dicht gedrängten Sternchen, bei der es sich um die Plejaden (die ja auch „Siebengestirn“ genannt werden) handeln könnte.

Am 15. erreicht der Mond das Erste Viertel und ist dann als Halbmond neben den beiden Zwillingssternen Kastor und Pollux zu sehen. In der Nacht vom 22. zum 23. April zeigt sich der schon fast voll beleuchtete Mond dicht bei Spica, dem Hauptstern der Jungfrau, der er sich im Verlauf der Nacht stark annähert. Auch bei Vollmond am 24. hält sich unser Trabant noch im Sternbild der Jungfrau auf und steht dann die ganze Nacht über am Himmel.

An Aprilabenden gegen 23 Uhr lässt sich das bekannteste aller Sternbilder, der Große Wagen, besonders einfach finden: Man braucht nur senkrecht nach oben (zum Zenit) zu schauen! Die Wagendeichsel weist auf den Bootes mit dem hellen Arktur hin. Über dem Westhorizont zeigen sich mit dem Fuhrmann, den Zwillingen und dem Kleinen Hund noch die letzten Wintersternbilder. Hoch im Süden steht das wohl einprägsamste Frühlingssternbild, der Löwe mit seinem 79 Lichtjahre entfernten Hauptstern Regulus. Nach links schließt sich die Jungfrau an. Ihr weißlicher Hauptstern Spica leuchtet sogar noch eine Spur heller als Regulus, obwohl sie mit 250 Lichtjahren viel weiter entfernt ist als der Löwenhauptstern.

Der Himmel über der Sternwarte am 15.04.24 um 0.00 Uhr MESZ.
Der Himmel über der Sternwarte am 15.04.24 um 0.00 Uhr MESZ.