Monatssternenhimmel

Tief im Süden funkelt das Rote Auge des Skorpions 

Der Sternenhimmel im Juni/Am 21. ist Sommeranfang und Sonnenwende/Der Mond zeigt sich zweimal zwischen Mars und Regulus

Nach ihrem sechsmonatigen Aufstieg im Tierkreis erreicht unsere Sonne nun am 21. Juni um 4.42 Uhr im Sternbild Stier den höchsten Punkt ihrer Jahresbahn. Dieses Ereignis markiert nach unserem Kalender den Sommeranfang. Und weil sich die Sonne anschließend genaugenommen schon wieder an den Abstieg im Tierkreis begibt und an Höhe verliert, spricht man auch von der (Sommer-)Sonnenwende.

Die Sonnenwenden – ob im Sommer oder im Winter – waren besonders zu früheren Zeiten für die Menschen von großer Bedeutung. Davon zeugen zum Beispiel die jungsteinzeitlichen Anlagen von Stonehenge in England, die 3600 Jahre alte Himmelsscheibe von Nebra  und das sogar 6900 Jahre alte sogenannte Sonnenobservatorium von Goseck in Sachsen-Anhalt. Sie alle haben Visiereinrichtungen, mit denen man die Richtung der Sonnenauf- und Untergänge am Tag der Sonnenwende anpeilen konnte. Und noch heute gibt es ja Sonnenwendfeiern, besonders in den „Weißen Nächten“ der nordischen Länder. In Deutschland finden sich jedesmal zu diesem Tag an den Externsteinen im Teutoburger Wald zahlreiche spirituell veranlagte Menschen und auch Partygänger ein.  

Am Tag der Sonnenwende erreicht die Sonne bei uns, auf der geografischen Breite von Hannover, zur Mittagszeit eine Höhe von 61 Grad am Himmel. Wenn man auf dem hannoverschen Längengrad weiter nach Süden reist, nehmen die Mittagshöhen der Sonne zu, sie steht dann pro Breitengrad südlicher auch jeweils um ein Grad höher am Himmel. Das ist übrigens eine Folge der Kugelgestalt unserer Erde, wie man sich leicht veranschaulichen kann, wenn man einmal einen Längenkreis der Erde mit parallel einfallenden Sonnenstrahlen aufzeichnet. Diese unterschiedlichen Mittagshöhen der Sonne bieten auch eine Möglichkeit, den gesamten Umfang der Erde zu bestimmen.

Beispielsweise liegt die Stadt München (ungefähr) auf dem selben Längenkreis wie Hannover, aber rund 490 Kilometer südlicher. Dem entsprechen rund 4 Breitengrade Unterschied – die Mittagssonne steht in München 4 Grad höher am Himmel. Und weil 4 Grad auf dem Längenkreis ein Neunzigstel des gesamten Umfangs von 360 Grad ausmachen, muss der Erdumfang neunzig mal so groß wie die Entfernung Hannover-München sein. Damit ergibt sich ein Umfang von 44000 Kilometern, ein wegen der gerundeten Zahlen etwas zu großer Wert.

Diese Methode zur Bestimmung des Erdumfanges ist allerdings schon sehr alt und wurde bereits von dem griechischen Mathematiker und Astronomen Eratosthenes angewandt, der im zweiten Jahrhundert vor Christi im ägyptischen Alexandria wirkte. Er verglich die Sonnenhöhen von Alexandria mit dem südlich davon gelegenen Syene (dem heutigen Assuan), und erhielt aus der ihm bekannten Entfernung dieser Städte erstmals einen realistischen Wert für den Erdumfang.    

Der Mond beginnt den Juni in zunehmender Phase, und dabei ergibt sich gleich am 1. ein hübscher Himmelsanblick. Gegen Mitternacht zeigt sich am Westhimmel der Mond, flankiert vom rötlich leuchtenden Planeten Mars (rechts vom Mond) und dem gleich hellen Hauptstern des Löwen, Regulus (links vom Erdtrabanten). Auch zum Ersten Viertel, am 3. Juni, hält sich der Mond noch im Sternbild des Löwen auf und ist bereits bei Sonnenuntergang gegen 21.30 Uhr hoch am taghellen Südhimmel zu erspähen. Der Vollmond tritt am 11. im Sternbild des Schlangenträgers ein, also in den niedrigsten Teilen des Tierkreises. Daher kommt er an diesem Abend erst sehr spät (kurz vor 23 Uhr) im Südosten über den Horizont und zieht dann nur einen kurzen und flachen Bogen über den Nachthimmel.

Bald nach Vollmond zieht sich der abnehmende Mond dann an den Morgenhimmel zurück und erreicht am 18. in den Fischen das Letzte Viertel. Dabei begegnet er auf seinem Weg auf die Sonne zu zwei weiteren Planeten. So steht er am Morgen des 19. dicht beim Saturn. Eindrucksvoller ist aber der Himmelsanblick am 22. gegen 3.30 Uhr über dem Osthorizont, wenn die schon recht schmal gewordene Sichel des Mondes über der hell strahlenden Venus zu sehen ist. Letztmalig vor Neumond zeigt sich die Mondsichel wohl am Morgen des 23., wenn sie um 2.36 Uhr in zunehmender Dämmerung über den Nordosthorizont kommt. Sie steht dabei dicht neben den Plejaden, dem Siebengestirn. Ab 4 Uhr werden sogar einige der Plejadensterne vom Mond bedeckt, aber dann ist der Himmel leider schon so hell geworden, dass die Sterne verblasst sind und sich allenfalls noch mit geeigneter Optik erkennen lassen. Bald nach Neumond, am 25. in den Zwillingen, erscheint die haarfeine junge Mondsichel dann wieder in der Abenddämmerung, und am 29.  ist der Mond gegen Mitternacht zum zweiten Mal in diesem Monat zwischen Mars und Regulus zu sehen. Gegenüber dem Monatsanfang hat sich der „Wandelstern“ Mars aber inzwischen weiterbewegt und steht jetzt links vom Mond und Regulus rechts davon. 

Gegen Mitternacht ist es in Juninächten dunkel genug geworden, um nach den Sternbildern Ausschau zu halten. Hoch am Westhimmel steht dann der Große Wagen, und darunter neigt sich der Löwe mit seinem Hauptstern Regulus bereits dem Untergang zu. Im Gebiet des Löwen hält sich auch der Planet Mars auf, der am 17. dicht an Regulus vorbeiwandert und dabei mit dem Löwenstern ein hübsches Gestirnsduo bildet. Tief im Süden funkelt Antares, der Hauptstern und das „Rote Auge“ des Skorpions. Antares wird als ein Roter Überriese klassifiziert, sein gewaltiger Sternkörper ist etwa 700 mal so groß wie unsere Sonne. Er ist für astronomische Verhältnisse noch sehr jung und stand zu Zeiten der Dinosaurier noch gar nicht am Himmel. Aber derartige Sterne haben auch nur ein kurzes Leben, das in einer gewaltigen Supernova-Explosion endet. Und wenn Antares in vielleicht einer Million Jahren explodert, wird er dabei so hell wie der Vollmond an unserem Nachthimmel strahlen. Hoch im Osten kündigt das Sommerdreieck mit den hellen Sternen Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler den nahenden Sommer an. 

Der Himmel über Hannover am 15.06.25 um 0.00 Uhr MESZ
Der Himmel über Hannover am 15.06.25 um 0.00 Uhr MESZ