Geschwister Herschel

Friedrich Wilhelm Herschel wurde am 15.November 1738, als drittes Kind des Musikers Isaak Herschel und seiner Frau Anna Ilse Moritzen, geboren. Dem Beispiel seines Vaters und seines älteren Bruders folgend, wurde er ebenfalls Musiker.Um den Wirren des Siebenjährigen Krieges zu entgehen, ging der damals neunzehnjährige Friedrich Wilhelm gemeinsam mit seinem älteren Bruder Jakob im Juli 1757 nach England.

Anfangs verdiente er seinen Lebensunterhalt mit kleinen Konzerten und dem Kopieren von Noten. Bald fand er jedoch eine Anstellung bei einer kleinen Militärkapelle. Er begann selbst zu komponieren und sein Ruf als guter Musiker verbreitete sich rasch.

1766 trat er in Bath die Stelle des Organisten der berühmten Octagon Chapel an. Nach einer heftigen Auseinandersetzung mit Thomas Linley, dem damaligen Musikdirektor von Bath, wandte er sich in seiner Freizeit mehr und mehr der Astronomie zu.

Mit Hilfe seiner Geschwister Karoline und Alexander begann er mit dem Eigenbau von Teleskopen. Herschels Teleskope zählten zu den besten seiner Zeit. So besaß auch der König von England, der König von Spanien und die Zarin von Rußland ein von ihm gebautes Teleskop.

Im Garten seines Hauses in der New King Street No. 19 entdeckte er am 13. März 1781 den Planeten Uranus. Der Name Uranus stammt jedoch nicht von Herschel selber, sondern von dem deutschen Astronomen Bode. Friedrich Wilhelm nannte „seinen“ Planeten Georgium Sidus (den Georgsstern), zu Ehren des Königs Georg III von England.

Seine Entdeckung machte den Liebhaberastronomen schnell berühmt. Noch 1781 wurde er zum Mitglied der Royal Society gewählt und erhielt die goldene Copley Medaille für herausragende wissenschaftliche Leistungen. König Georg ernannte ihn im Jahr darauf zu seinem Hofastronomen. So konnte Herschel seinen Beruf aufgeben und sich ganz der Astronomie widmen.

Herschels neue Tätigkeit erforderte seine regelmäßige Anwesenheit in Windsor. Gemeinsam mit seiner Schwester zog er aus diesem Grund nach Datchet. Dort begann Friedrich Wilhelm 1787 mit dem Bau seines berühmten 40 Fuß Teleskopes. Leider war dieses Instrument zu unhandlich für den täglichen Gebrauch, so daß es bald hauptsächlich als Sehenswürdigkeit für Besucher diente. Ebenfalls 1787 entdeckte er die beiden Uranusmonde Titania und Oberon. Zwei Jahre später entdeckte er zwei weitere Monde: die Saturnmonde Encleadus und Mimas.

Nach seiner Heirat 1788 zog Herschel mit seiner Frau Mary nach Slough. Hier erstellte Herschel weitere Nebelkataloge (Veröffentlichung: 1. Katalog 1786, 2.Katalog 1789, 3.Katalog 1802). Am 7. März 1792 kam sein Sohn John zur Welt. John trat später in die Fußstapfen seines Vaters und führte dessen Himmelsdurchmusterung am Südsternhimmel weiter.

1801 publizierte Friedrich Wilhelm seine Entdeckung der Infrarotstrahlung.

1821 wurde Herschel der Präsident der Royal Astronomical Society.

Am 25.8.1822 starb Herschel in seinem Haus in Slough.

Autor: coKaroline Lucretia Herschel (aus Agnes Clerke: „The Herschels and Modern Astronomy“ (1895))

Karoline Lucretia Herschel war die erste Frau, die in der Astronomie volle Anerkennung fand.

Karoline Lucretia Herschel (aus Agnes Clerke: „The Herschels and Modern Astronomy“ (1895))

Diesen Erfolg erlangte sie aber nur durch einen Bruch mit ihrem bisherigen Leben: 22jährig folgte die am 16. März 1750 in Hannover geborene junge Frau ihrem älteren Bruder Friedrich Wilhelm, der als Konzertleiter in Bath tätig war, nach England. Dieser Schritt bedeutete eine Chance für sie der häuslichen Enge zu entfliehen und sich musikalisch fortbilden zu können.
Schon bald hatte sie als Sängerin erste beachtenswerte Erfolge und hätte sicherlich eine Karriere vor sich gehabt, wenn sie sich nicht der Leidenschaft ihres geliebten Bruders angeschlossen hätte – der Astronomie.

Neben der Haushaltsführung und ihren Auftritten als Sängerin begann Karoline ihren Bruder beim Anfertigen von Spiegelfernrohren zu unterstützen. Ihre Hauptaufgabe bestand darin, die Spiegel zu polieren und zu schleifen – eine Arbeit, bei der es auf absolute Genauigkeit ankommt. Neben den praktischen Tätigkeiten befaßte sie sich aber auch mit der Astronomie-Theorie. Sie erlernte die Algebra, Formeln für Berechnungen und Reduktionen als Grundlage für das Beobachten und Durchmustern des Himmels.

Das Jahr 1781 brachte für die in Bath lebenden Geschwistern einschneidende Veränderungen durch die zufällige Entdeckung des Planeten Uranus durch Friedrich Wilhelm mit sich. Infolge dieser überaus erstaunlichen Entdeckung bekam William – wie er in England genannt wurde – neben zahlreichen Ehrungen auch eine Stelle als königlicher Hofastronom in Windsor angeboten, die er dankbar annahm sowie Karoline die Möglichkeit, als wissenschaftliche Assistentin ihres Bruders mit einem eigenen Gehalt von 50 Pfund im Jahr zu arbeiten.

Nach dem Umzug nach Windsor begann sie mit der eigenen Erforschung des Sternenhimmels. Sie widmete sich der Kometensuche. In den Jahren von
1786-1797 entdeckte sie acht Exemplare dieser sogenannten Schweifsterne. Ihr Ehrgeiz war gepackt. Sie begann fortan nur noch für ihr Wissensgebiet zu leben. Nächtelang beobachtete sie zusammen mit ihrem Bruder, notierte die Sternpositionen, die er ihr vom anderen Ende des Fernrohres zurief, wertete die nächtlichen Aufzeichnungen aus und rechnete sie nach, schrieb Abhandlungen für die Philosophical Transactions, entdeckte 14 Nebel, berechnete Hunderte von ihnen und begann einen Katalog über Sternhaufen und Nebelflecke anzufertigen.

Des weiteren verfaßte sie einen Ergänzungskatalog zu Flamstedts Atlas, der 561 Sterne umfaßte, sowie ein Gesamtregister dazu. Für diese Arbeit wurde ihr allerhöchste Anerkennung u.a. von Gauß und Encke gezollt. Trotzdem blieb sie stets die bescheidene Frau, die sie war.

1822 – nach vielen Jahrzehnten unermüdlicher Arbeit – folgte der letzte große Einbruch in ihrem Leben: ihr geliebter Bruder starb. Nun hielt sie nichts mehr in England. Wenige Wochen nach seinem Tod zog Karoline wieder in ihre Heimatstadt Hannover, die sie fast 50 Jahre zuvor als junge Frau verlassen hatte.

Bald schon sprach es sich herum, was für eine berühmte Persönlichkeit nun in Hannover lebte, so daß sie sich vor Besuchern und Ehrungen kaum retten konnte.. Die bedeutendsten Gelehrten suchten sie in ihrem einfachen Haus in der Markstraße auf, um sie ihrer Gunst und Wertschätzung zu versichern. Selbst zum königlichen Hof hatte sie Kontakt. Zahlreiche Auszeichnungen wurden ihr verliehen: z. B. 1828 die goldene Medaille der Royal Astronomical Society, zu dessen Ehrenmitglied sie 1835 ernannt wurde – sie war die erste Frau, die Anerkennungen dieser Art zuteil wurden.

Anlaß dazu bot ihr sogenannter Zonenkatalog, den sie in Angedenken an ihren Bruder erstellte. Er enthielt die reduzierten Beobachtungen sämtlicher von Wilhelm Herschel entdeckten Nebel und Sternhaufen – eigentlich eine schier unschaffbare Aufgabe! 1838 ernannte die Königliche Irische Akademie der Wissenschaften in Dublin Karoline zu Ihrem Mitglied. Außerdem erhielt sie 1846 im Alter von 96 Jahren im Auftrag des Königs von Preußen die goldene Medaille der Preußischen Akademie der Wissenschaften.

„Es erregte immer das allgemeine Interesse, die wohlbekannte kleine Gestalt im Theater zu sehen, wo ihr stetes Erscheinen bei so außerordentlich hohem Alter an und für sich ein Wunder war“. Noch an ihrem 97. Geburtstag empfing sie den Besuch des Kronprinzenpaares, unterhielt sich einige Stunden lebhaft mit ihnen und sang ihnen abschließend ein Lied vor, welches ihr Bruder 70 Jahre zuvor komponiert hatte. Zum Gedenken an sie wurde ein kleiner Krater auf dem Mond nach ihr benannt – Karoline Herschel.

Am Rande eine kleine Episode aus ihrem Leben:

„Sie stand im 96. Jahr, als der Kronprinz von Hannover geboren ward, und äußerte ihr Bedauern, daß sie, die alle gleichzeitig lebenden Glieder des britisch-hannoverischen Königshauses gesehen, diesen jungen Prinzen nicht mehr sehen werde, da sie zu schwach sei, ihre Wohnung zu verlassen. Der König Ernst-August, der davon hörte, gab sogleich Befehl, seinen Enkel zu ihr ins Haus zu bringen, damit auch dieser letzte Wunsch der verehrten Greisin in Erfüllung gehe.“ (entnommen aus: Geschichte der Himmelskunde)

Autorin: Julie Schröder