Die Sternbilder der Perseussage stehen hoch am Himmel
Der Sternenhimmel im November/Der Vollmond ist wieder ein „Supermond“/Wie man die Andromedagalaxie auffinden kann
Im November setzt die Sonne ihren Abstieg im Tierkreis fort. Sie hält sich bis zum 23. im Sternbild der Waage auf, wechselt dann in den Skorpion und erreicht am Monatsletzten das Sternbild Schlangenträger. Dabei steht sie am Monatsende kaum noch höher am Himmel als beim Winteranfang.
Der Mond beginnt den November in zunehmender Phase und ist am Abend des 1. und auch 2. in der Nähe von Saturn zu finden. Der Vollmond am 5. fällt mit der Erdnähe unseres Trabanten zusammen, und deshalb wird die Mondscheibe dann wieder einmal recht groß am Himmel stehen. In der Nacht vom 9. zum 10. ergibt sich ein hübscher Himmelsanblick, wenn der inzwischen abnehmende Mond beim hell strahlenden Jupiter und den beiden Zwillingssternen Kastor und Pollux steht. Am Morgen des 13., beim Letzten Viertel, ist der Halbmond dicht neben dem Löwenhauptstern Regulus zu sehen. Auch die Morgenstunden des 17. haben Sternfreunden Interessantes zu bieten. Dann sind die Sternschnuppen der Leoniden tätig, die allerdings nicht sehr zahlreich vom Sternbild des Löwen (lateinisch leo) ausstrahlen. Gegen 6 Uhr am selben Morgen ist dann im Südosten die abnehmende Mondsichel neben Spica, dem Hauptstern der Jungfrau, zu sehen. Und gegen 7 Uhr ist links unterhalb des Mondes auch noch die Venus in bereits heller Dämmerung aufgegangen. Während ihre Morgensichtbarkeit mit dem November endet, beginnt Merkur in der gleichen Himmelsgegend eine Morgensichtbarkeit. Nach Neumond am 20. erscheint der junge Mond bald wieder am Abendhimmel. Er erreicht am 28. das Erste Viertel und zeigt sich am folgenden Abend zum zweiten Mal in diesem Monat beim Saturn.
Gegen 22 Uhr hat der Große Wagen am Nordhimmel seine tiefste Stellung erreicht. Weiter links, im Westen, sind noch die hellen Sterne Wega, Deneb und Atair des Sommerdreiecks zu sehen. Am Südwesthimmel sticht nur der Planeten Saturn als auffällig helles Gestirn hervor. Über dem Saturn ist das Quadrat im Sternbild Pegasus zu sehen, das von vier mäßig hellen Sternen gebildet wird. Der linke obere Eckstern dieses Quadrats trägt den Namen Alpheratz und gehört eigentlich schon zum Sternbild Andromeda, das vor allem aus einer Kette von vier Sternen besteht, die mit Alpheratz beginnt und sich dann in Richtung des Sternbilds Perseus hinzieht.
Im Sternbild Andromeda befindet sich auch die berühmte Andromedagalaxie. Sie trägt die Katalogbezeichnung M 31, wobei das „M“ auf einen Nebelkatalog des französischen Kometenbeobachters Charles Messier aus dem 18. Jahrhundert verweist. Seit rund hundert Jahren weiß man, dass es sich bei diesem neblig aussehenden Wölkchen nicht um einen wirklichen Nebel aus Staub und Gas handelt, sondern um eine ferne „Sterneninsel“ aus mindestens 100 Milliarden Sonnen. Sie ist mit einer Entfernung von 2,5 Millionen Lichtjahren das entfernteste Himmelsobjekt, das man in mondscheinlosen, dunklen Nächten soeben noch mit bloßen Augen erkennen kann. Wer selbst einmal nach der Andromedagalaxie Ausschau halten möchte, sollte etwas oberhalb des zweiten Sterns von links in der Sternenkette der Andromeda nach einem kleinen, lichtschwachen Fleckchen suchen (siehe unsere Karte). Wirklich eindrucksvoll ist der Anblick dann im Fernglas, wo sich die Galaxie als eine große, milchig schimmernde Spindel mit einem helleren Kern zeigt.
Noch zu Anfang des letzten Jahrhunderts war völlig unklar, ob dies irgendein nebliges Objekt innerhalb unserer eigenen Milchstraße ist oder sich weit außerhalb befindet. Man war noch nicht einmal sicher, ob es außerhalb der Milchstraße überhaupt noch weitere Himmelsobjekte gab. Erst im Jahr 1923 konnte der Astronom Edwin Hubble diese als „große Spiralnebeldebatte“ bekannte Diskussion entscheiden. Es war ihm nämlich gelungen, mit dem damals größten Fernrohr der Welt, einem 2,5 Meter Spiegelteleskop auf dem Mount Wilson in Kalifornien, Einzelsterne in diesem „Nebel“ abzulichten. Und von diesen Sternen konnte er zeigen, dass sie so weit entfernt waren, dass sie zu einem anderen Sternsystem außerhalb der Milchstraße gehören mussten. Unter seinen Sternen waren nämlich einge sogenannte Cepheiden, das sind bestimmte Sterntypen, deren Helligkeit in periodischer Weise schwankt. Nun hatte die Astronomin Henrietta Leavitt damals bereits eine „Perioden-Leuchtkraft-Beziehung“ der Cepheiden entdeckt. Demnach zeigen uns Cepheiden über ihre Periodenlänge an, wie hell sie „in Wirklichkeit“ leuchten. Wenn man diese Leuchtkraft mit der Helligkeit vergleicht, mit der sie uns am Himmel erscheinen, kann man die Entfernung leicht berechnen.
An die Andromedakette schließt nach links der Perseus an, hoch darüber steht die Kassiopeia (das „Himmels-W“). Und tief unter der Andromeda erkennt man das großflächige Sternbild des Walfischs. Alle diese Sternbilder symbolisieren Figuren aus der griechischen Perseussage. Demnach war Perseus ein Halbgott, der als Mutprobe gegen die Gorgonen kämpfte – schreckliche Wesen mit Schlangenhäuptern, die jeden zu Stein erstarren ließen, der sie nur anblickte. Durch einen Trick gelang es Perseus jedoch, Medusa, der einzig sterblichen unter den Gorgonen, das Haupt abzuschlagen. Den Medusenkopf nahm Perseus an sich, was sich noch als nützlich erweisen sollte. Auf dem Rückweg begegnete er der wunderschönen Andromeda, Tochter von Kassiopeia und Kepheus. Sie war an eine Felsklippe geschmiedet und sollte dem Meeresungeheuer (Walfisch!) zum Opfer gebracht werden. Natürlich befreite Perseus die Andromeda aus ihrer misslichen Lage und nahm sie später zur Frau – nicht, ohne vorher noch einem unerwünschten Mitbewerber das Medusenhaupt gezeigt und den so Versteinerten aus dem Rennen geworfen zu haben.
Am Osthimmel sieht es jetzt besonders prächtig aus. Dort sind schon viele Wintersternbilder mit zahlreichen hellen Sternen aufgegangen. Der Stier mit dem rötlichen Aldebaran und der Fuhrmann mit der hellen Kapella stehen dort schon hoch am Himmel, darunter ist der Orion mit Beteigeuze und Rigel zu sehen. Links vom Orion stehen die Zwillinge mit dem Sternenpaar Kastor und Pollux, das jetzt senkrecht übereinander steht. Und unterhalb der Zwillingssterne verleiht der impossant strahlende Jupiter dieser Himmelsgegend noch zusätzlichen Glanz.
