Sternschnuppengrüße vom Halleyschen Kometen
Der Sternenhimmel im Oktober/Am 26. endet die Sommerzeit/Komet Lemmon könnte am Abendhimmel sichtbar werden/Der Polarstern ist ein Sternenriese
Im Oktober durchquert die Sonne das Sternbild der Jungfrau und erreicht am 31. das nächste Tierkreissternbild, die Waage. Dabei verliert sie kräftig an Höhe, so dass sie in den letzten Monatstagen bereits zwei Stunden weniger am Himmel steht als noch zu Monatsanfang. Und wenn dann am Sonntag, dem 26., die Sommerzeit endet und unsere Uhren um eine Stunde zurückgestellt werden, wird es bereits gegen 19 Uhr am Himmel astronomisch dunkel.
Der Mond zeigt sich Anfang Oktober in zunehmender Phase am Abendhimmel. Dabei ist er in der Nacht vom 5. zum 6. bei Saturn zu sehen. Am 7. tritt der Vollmond im Sternbild der Fische ein. Und weil unser Trabant kurz vor seiner Erdnähe steht, wird uns die Vollmondscheibe imposant groß erscheinen, wenn sie um 18.35 Uhr im Osten aufgeht. Nach dem Letzten Viertel, am 13. in den Zwillingen, ist der Mond nur noch am Morgenhimmel zu sehen. Dort bietet sich am Morgen des 14. ein hübsches Bild am Osthimmel, wenn der Mond mit dem hell strahlenden Jupiter und den Zwillingssternen Kastor und Pollux eine enge Gestirnsgruppe bildet. Am Morgen des 19. zeigt sich die schon schmal gewordene Mondsichel noch beim Morgenstern Venus, ehe dann zwei Tage darauf Neumond eintritt. In den letzten Oktobertagen erscheint der junge Mond wieder am frühen Abendhimmel und erreicht am 29. das Erste Viertel.
Wer im Oktober gegen 22 Uhr nach den Sternbildern Ausschau hält, findet das Sommerdreieck aus den hellen Sternen Wega, Deneb und Atair noch hoch am Südwesthimmel. Den Raum im Süden nehmen nun die unscheinbaren Tierkreissternbilder Steinbock und Wassermann ein. Hoch im Südosten ist das Sternenquadrat des Pegasus zu erkennen, darunter leuchtet als einziges auffälliges Objekt der Saturn. Glanzvoller sieht es über dem Osthorizont aus, wo mit dem Stier und dem Fuhrmann schon Vorboten des Winters aufgegangen sind.
Der Große Wagen ist zu unserer Beobachtungszeit niedrig am Nordhimmel zu finden. Diese markante Figur aus drei „Deichselsternen“ und vier Sternen, die den Wagenkasten darstellen, hat die Phantasie der Menschen ganz unterschiedlich angeregt. So haben etwa Sternkundige im alten Indien die Wagensterne mit sieben hübschen Mädchen verglichen, die den Polarstern umtanzen. Im arabischen Raum sah man dagegen in den vier Kastensternen einen Sarg, hinter dem drei Trauernde (die Deichselsterne) einherschritten. Die heutige Deutung als Wagen ist in Europa mindestens seit dem siebzehnten Jahrhundert üblich. Profaner, wenn auch durchaus treffend, ist die im englischen Sprachraum übliche Bezeichnung „Big Dipper“ (Großer Schöpflöffel). Die wissenschaftliche Bezeichnung Ursa Major, also eigentlich „Größere Bärin“, bezieht sich allerdings nicht nur auf die sieben hellen Wagensterne, sondern auf ein zusätzliches Areal schwacher Sternchen, das sich nach rechts an die Wagenfigur anschließt.
Auch Polaris, der Polarstern, wird oft gesucht. Er ist allerdings nicht besonders auffällig, lässt sich aber mit Hilfe des Großen Wagens leicht finden. Die beiden rechten Kastensterne zeigen auf ihn, man muss nur ihre Verbindungsstrecke in Gedanken etwa fünfmal nach oben verlängern. Wie der Name schon sagt, markiert der Polarstern (ziemlich genau) den nördlichen Himmelspol, um den sich der gesamte Sternenhimmel im Verlauf von knapp 24 Stunden einmal dreht. Er zeigt nicht nur die Nordrichtung an, sondern auch die geografische Breite, auf der man sich befindet – seine Winkelhöhe über dem Nordhorizont liefert die Breite des Beobachtungsortes. Der Polarstern ist der Hauptstern im Kleinen Bären, auch Kleiner Wagen genannt. In diesem ziemlich unscheinbaren und kleinen Sternbild lässt sich ebenfalls eine Wagenfigur erblicken, wobei der Polarstern die Spitze der Wagendeichsel markiert.
Polaris ist ein 440 Lichtjahre entfernter Riesenstern, über tausendmal so leuchtkräftig wie unsere Sonne und fünfmal so massereich. Im Jahr 1780 entdeckte der in Hannover geborene Astronom und spätere Uranusentdecker Wilhelm Herschel einen lichtschwachen Begleiter, Polaris B genannt, der schon in heutigen Amateurfernrohren erkennbar ist. Es scheint allerdings nicht sicher, ob dieser Begleiter tatsächlich um den Hauptstern Polaris A kreist. Inzwischen weiß man aber, dass Polaris A selbst ein echter Doppelstern ist, dessen Partner allerdings so dicht beim Hauptstern steht, dass er erst im Jahr 2006 durch das Hubble Weltraumteleskop abgelichtet werden konnte.
Eventuell bietet der Oktober auch wieder einmal die Gelegenheit, einen helleren Kometen zu beobachten. Dann steht der im Januar entdeckte Komet C/2025 A6 (Lemmon) bei Einbruch der Dunkelheit am Nordwesthimmel. Ob der Komet aber tatsächlich zu einem hübschen Objekt wird, muss man abwarten, denn besonders bei neu entdeckten Kometen lässt sich nie sicher vorhersagen, wie sich sich entwickeln. In der ersten Monatshälfte wandert Komet Lemmon unterhalb des Großen Wagens hindurch, dürfte dann aber erst im Fernglas zu sehen sein. Auf dem Weg zum sonnennächsten Punkt seiner Umlaufbahn, den er am 8. November erreicht, sollte seine Helligkeit aber rasch zunehmen, so dass er ab Mitte Oktober auch mit bloßen Augen erkennbar werden könnte. Leicht zu orten wird er vom 21. bis 23. gegen 20 Uhr sein, wenn er eine gute Faustbreite über dem hellen, aber schon niedrig stehenden Stern Arktur im Bootes steht.
Sternschnuppenfreunden liefert der Oktober mit den Orioniden einen interessanten Meteorstrom. Der Ausstrahlungspunkt dieser Sternschnuppen liegt im Gebiet zwischen Orion und den Zwillingen und steht erst in der zweiten Nachthälfte am Himmel. Dieser Meteorstrom ist vor allem einige Tage um den 21. Oktober aktiv, vereinzelt tauchen aber den ganzen Monat über Orioniden auf. Diese Sternschnuppen sind zwar nicht so zahlreich wie die Perseiden vom August. Sie sind aber interessant, weil sie sozusagen Grüße vom berühmten Halleyschen Kometen sind. Dieser Komet selbst befindet sich zur Zeit zwar unbeobachtbar weit jenseits vom Neptun, aber unsere Erde durchquert regelmäßig im Oktober die Bahn aus Staubpartikeln, die er längs seiner Umlaufbahn verstreut hat und die nun, wenn sie mit der Erde zusammenstoßen, in unserer Lufthülle als Sternschnuppen verglühen.
